Thursday 3 May 2012

Ein Bild von Bildung


Andere Sprache, andere Themen? Andere Perspektive? Andere Einstellung? Vielleicht. Da ich ohnehin schon keine Fehler im Sinne von Taten mache (weil Denken meist den Prozess in andere Bahnen lenkt), werden jetzt wenigstens welche in Worten gemacht.
Was ich heute schreibe, halte ich morgen vielleicht für Mist, aber wenn das der Preis von Kreativem Output ist, zahle ich ihn ab jetzt.
Also los geht’s:
Uni. Geht man nach dem Erscheinungsbild, trifft dieses Wort bereits auf viele Individuen dort zu. Und ja, das mag daran liegen, dass man die Menschen, die man täglich sieht, zu selten kennt. Aber während man ein Buch nicht nach dem Cover beurteilen soll, und dies auch für Menschen gilt, kann man Bücher dann eben lesen, Menschen allerdings noch lange nicht.
Also fühlt man sich gelegentlich an der Uni ohnehin schon allein oder anders zwischen all den Uni-formierten Mitstudenten.
Wenn doch dann aber wenigstens die sogenannte Bildung dort auch uni-versell wäre.
Mit der Zahl der Semester steigt leider aber auch der Eindruck, dass man darauf lange warten kann.
Selten kommt es vor, dass man in einem Seminar tatsächlich etwas lernt und noch seltener, dass man danach dann auch in einer Klausur oder Hausarbeit gefragt wird. Noch seltener, dass diese frage so gestellt ist, dass man sie mit seinem neuen Wissen auch beantworten kann und am seltensten bekommt man dann für all das eine angemessene (?) Note.
Angemessen, aber was genau wird denn da an was gemessen?
In meinem Freundeskreis bin ich die einzige, die in ihrem Alltag über ihr Studium nachdenkt, interessante Themen davon besprechen will, manchmal in Problemlösungen einbaut und im Kino mit Fokalisierung um die Ecke kommt.
Meine Noten sind allerdings auch als einzige...schlechter als die der anderen.
Seit ich zehn Jahre alt bin, will ich Lehrerin werden und eigentlich auch immer noch. Aber ist es nicht seltsam, dass ausgerechnet die Praktika in diesem Studium zwar benotet werden, diese Noten dann aber für nichts relevant sind?
Und sollten nicht Lehramtstudenten, die später in fremden Sprachen zu ihren Schülern sprechen wollen, diese selber beherrschen und die komischen Völker, die man diesen zuordnet, auch mal näher kennengelernt haben? Die Rede ist vom nicht verpflichtenden Auslandssemester.
Die Worte “To know another’s language and not his culture is very good way to make a fluent fool of yourself“ hätten kaum besser wählt werden können.
Ich will also später mit sinnvollen didaktischen Mitteln und ausreichender pädagogischer Kompetenz eine Sprache an den Mann/die Frau bringen, muss allerdings weder die Sprache fließend beherrschen, noch das Land kennen, in dem sie gesprochen wird und auch mein Auftreten vor der Klasse ist eher zweitrangig. Soso.
Stattdessen sind ja auch Fakten wie die Speicherdauer des Kurzzeitgedächtnisses (Psychologie Grundmodul) oder die vier verschiedenen existierenden Satzdefinitionen (Sprachwissenschaft Französisch) von viel größerer Bedeutung und die ganze Praxis lernt man ja ohnehin im Ref.

Ganz allgemein will ich mir einfach nicht sagen können, dass meine Mutter recht hat, wenn sie Studenten als Fachidioten bezeichnet.
Als umfassend gebildete Persönlichkeit, die sich in den Dienst der Gemeinschaft stellt (wie das Menschenbild der Klassik uns gern hätte), würde ich mich aber sicher nicht beschreiben.
Zwar würde ich wirklich sagen, dass mein Studium mir schon viele Inhalte vermittelt hat, die ich gut gebrauchen kann für meinen angestrebten Beruf. Leider spiegeln meine Noten in diesen Gebieten dies aber nicht wieder. Meine guten Noten scheine ich ausschließlich in Modulteilen zu haben, die „nicht in die Abschlussnote zählen“.
Das magische Wort: „die Abschlussnote“.
Und darauf läuft alles hinaus? Dafür studiere ich? Für eine Zahl? Und das nennt sich dann Bildung???

No comments:

Post a Comment

I love hearing from all of you out there and I read every comment